Nachgefragt: Wo bleibt unsere Post?

Briefkasten

In den vergangenen Wochen häuften sich die Beschwerden über zu spät ausgelieferte Post und nicht geleerte Briefkästen in Kamp-Lintfort, Rheinberg, Vluyn, Alpen, Sonsbeck und Xanten. Gemeinsam mit meinem Kollegen Ibrahim Yetim habe ich bei Berthold Hoppe von der Deutschen Post AG nachgefragt. Hier seine Antworten im Protokoll.

In Rheinberg, Rheinberg-Ossenberg; in den Kamp-Lintforter Stadtteilen Geisbruch, Altsiedlung, Kamperbrück und Niersenbruch sowie explizit in den Straßen Kattenstraße, Sudermannstraße und Altfeldstraße; Schillerstraße in Neukirchen und Röntgenstraße in Vluyn kommt es zu verspäteter bis gar keiner Zustellung der Post.

Dieses Problem ist uns bekannt. Voranging ist es ein Personalproblem. Wir haben im Raum Kamp-Lintfort/ Moers einen sehr hohen Krankenstand, der überdurchschnittlich im Vergleich zu anderen Bereichen ist. Da sehen wir aber keinen Zusammenhang mit der jeweiligen Größe der Bezirke. Zudem wurde ein Leitungswechsel in Kamp-Lintfort vorgenommen. Außerdem ist zu sagen, dass die eigentliche Briefmenge jährlich um zwei bis drei Prozent rückläufig ist. Dagegen steigt die Paketmenge kontinuierlich, gerade auch zur Vor- und Weihnachtszeit. Aber ich kann ihnen versichern, dass es im Wahlkreis keine Rückstände bei den Paketen gibt. Möglicherweise liegt in der Wahrnehmung der Kunden auch zum Teil  eine Verwechslung von Paketdiensten vor. Jedenfalls gibt es zahlreiche Hotlines, Kundentelefone der Deutschen Post an denen sich Kunden wenden können, wenn Probleme auftreten sollten. [Hinweis: Die Hotline der Deutschen Post AG ist unter 02 28/ 4 33 31 12 erreichbar.]

Die Briefmenge nimmt jährlich um 2-3 Prozent ab.

Lange Zeit gibt es keine Zustellung und dann kommt die Post stapelweise.

Es stimmt, dass stapelweise zugestellt wird. Dies mag auch daran gelegen haben, dass vermehrt sogenannte Abbrüche stattgefunden haben. Das passiert immer dann, wenn der Zusteller seine maximale Arbeitszeit erreicht hat. Am folgenden Tag muss er an gleicher Stelle die Zustellung fortsetzen, um danach seinen Bezirk von vorne zuzustellen. Dass Abbrüche passieren sei natürlich auch dem hohen Krankenstand geschuldet. Nichtsdestotrotz ist unser eigener Qualitätsanspruch die Briefzustellung am nächsten Tag. Das gelingt uns zu 95 Prozent. Das prüft der TÜV regelmäßig. Bei Paketen liegt die Quote bei ca. 80 Prozent. Das Pilotprojekt der Deutschen Post, welches die Zustellung der Post nur an zwei oder drei bestimmten Tagen austestet, ist nicht verantwortlich für den „Zustellstau“. Dieses Projekt wird nur vereinzelt und mit ausdrücklicher Zustimmung der Kunden durchgeführt. Weiterhin stellt die Deutsche Post an sechs Tagen die Woche zu und das bleibt bis auf weiteres so.

Mein Kollege Ibrahim Yetim (li.) und ich hatten Gelegenheit, mit Berthold Hoppe von der Deutschen Post AG (Mitte) über die Beschwerden vieler Postkunden zu sprechen.

Viele Briefkästen sind überfüllt, da sie zum Teil wochenlang nicht geleert wurden.

Da müssen wir voll und ganz Fehler einräumen. Das war ein Riesenfehler, der mir unerklärlich ist. Normalerweise wird zum Beispiel der Briefkasten in der Röntgenstraße in Kamp-Lintfort von einem Zusteller geleert. Dies ist nicht geschehen aufgrund von schlechter Koordination. Sämtliche Briefkästen werden bei der Leerung gescannt, aber in diesem Falle wurde das nicht gemacht und es ist lange Zeit niemandem aufgefallen. Früher wurde man auch oft von Anwohnern auf solche Missstände hingewiesen. Hier war es nicht der Fall. Dieser Missstand wurde bereits behoben. Nun sind die Teamleiter explizit angewiesen worden, verschärft auf die regelmäßige Leerung der Briefkästen zu achten.

Die Verspätete Zustellung von Post ist nicht nur für Privathaushalte ärgerlich wegen Terminversäumnissen, Wahleinladungen, Lohnzahlungen, Steuerbescheide oder Mahnungen, sondern für mittelständische Unternehmen existenziell.

Der Universaldienst, das heißt die flächendeckende angemessene und ausreichende Dienstleistung ist nicht verpflichtend, aber dennoch unser eigener Qualitätsanspruch. Die möglichen Einbußen, die einzelnen privaten Haushalten oder mittelständischen Unternehmen entstanden sein könnten, sind bedauerlich, liegen aber nicht in unserer Verantwortung. Bei Auftraggebern mit einem sehr hohen jährlichen Briefversand bietet die Deutsche Post einen besonderen Service an, der diesen Kunden eine extra stationäre oder telefonische Betreuung erlaubt.

Trotz nachweislich verspäteter Zustellung der Post wird kein Schadensersatz bei Unkostenentstehung der Haushalte erstattet.

Grundsätzlich gibt es kein Rechtsanspruch auf Schadensersatz bei gewöhnlichen Briefen. Bei anderen Versendungsmöglichkeiten der Post hingegen schon. Diese sind dann versichert und Schadensersatz berechtigt.

Trotz Beauftragung werden Pakete nicht abgeholt, dadurch entsteht ein Kosten- und Zeitaufwand für den Antragsteller.

Das ist gewiss nur ein Einzelfall. Um auf diese Aussage angemessen reagieren zu können, bräuchte man konkrete Fälle, sonst ist das zu pauschal.

Briefe werden nicht sortiert, so dass Fremde Post von gänzlich Unbekannten, die Post vom Vormieter oder den Nachbarn im eigenen Briefkasten landet.

Dies ist sehr bedauerlich, kann aber nur anhand konkreter Einzelfälle beantwortet werden. Mögliche Ursache könnte ein Verarbeitungsfehler im Postverteilungszentrum sein. Man arbeitet aber daran, dass Briefe bei der richtigen Adresse zugestellt werden.

Verletzung des Briefgeheimnisses durch Dritte, die einen nicht an sie adressierten Brief unwissentlich öffnen.

Eine Verletzung des Briefgeheimnisses seitens der Postboten ist sicherlich kein Thema. Was allerdings die Verletzung des Briefgeheimnisses durch Dritte betrifft, tut uns dies sehr leid. Wir versuchen eine 100-prozentig richtige Zustellung, was leider nicht immer gelingt.

Trotz mehrerer versendeter Briefe, kommen manche mit der Anmerkung „Empfänger unbekannt“ zurück an den Versender.

Das sind gewiss nur Einzelfälle. Aber grundsätzlich gilt, wenn der Empfänger unauffindbar ist, wird der Brief zum Sender zurückgeschickt.

Die Sendungsverfolgung ist meist nicht zufriedenstellend, da diese oft nicht dem Realzustand entspricht.

Bei gewöhnlichen Briefen [70 Cent Porto] gibt es keine Sendungsverfolgung. Bei Paketen oder Einschreiben hingegen schon. Diese funktioniert jedenfalls einwandfrei.

Das derzeitige Beschwerdemanagement ist ungenügend, keiner fühlt sich zuständig und es gibt keine Transparenz.

Jede Beschwerde wird ernst genommen. Qualitätsmanager sind gut vorbereitet und verfolgen jede eingegangene Beschwerde. Viele gehen auch persönlich in die Filialen um ihre Anliegen zu klären, aber man kann sich natürlich auch online an den Kundenservice wenden.

Es besteht die Forderung nach mehr Ansprechpartnern.

Das stimmt. Dem versuchen wir nachzukommen.

Man kennt seinen Postboten sowie der Zusteller die Anwohner nicht mehr. Heute wird alles immer mehr unpersönlich.

Das ist wahr. Aber der Arbeitnehmer will eine 5-Tage-Woche haben. Zudem haben wir einen rollierenden Dienstplan. Dies bringt natürlich den ständigen Wechsel von Zustellern mit sich. Hinzu kommen auch noch Ausfälle wegen Krankheit oder anderen Gründen, so dass es schwierig ist einen Stammzusteller zu gewährleisten.

Selbst „Altzusteller“ sind oft überfordert, obwohl diese fleißig und gut eingearbeitet sind. Das ist dem Zustand geschuldet, dass die Zustellbezirke immer größer werden.

Das kann man so nicht sagen. Die Bezirke werden fortlaufend gemessen. Die Fläche wird zwar größer, allerdings geht die Briefmenge zurück. Sprich: Man muss nicht mehr in jedem Haus Briefe einwerfen. Bei Paketen sieht das anders aus, da ist die Paketanzahl deutlich höher.

Postboten machen immer Überstunden, daraus resultieren auch viele Personalerkrankungen sowie anhaltende Unzufriedenheit.

Dem kann nicht zugestimmt werden. Wir halten uns an das Arbeitsschutzgesetzt und an bestehende Betriebsvereinbarungen. Diese sieht vor, dass maximal an drei Tagen pro Woche länger als acht Stunden gearbeitet werden darf, wenn der Montag im Dienstplan eingeschlossen ist. Wenn dieser nicht dabei ist, so darf 60 Minuten länger gearbeitet werden.

Trotz fehlenden Personals gibt es keine Vollzeit-Neuanstellungen, sondern meist nur Aushilfszusteller.

Zuerst einmal ist zu sagen, dass es definitiv Neuanstellungen gibt, auch Vollzeit. Zum Thema fehlendes Personal: Es sind grundsätzlich immer genügend Zusteller da. Zum Weihnachtsgeschäft werden außerdem zusätzliche Kräfte eingestellt. Das einzige mögliche Szenario wäre, wenn Arbeitnehmer sich morgens krank melden, dann wird der Bezirk nämlich auf mehrere Zusteller aufgeteilt. Dies obliegt allerdings der Teamleitung.

Die Aushilfszusteller werden schlecht eingewiesen und kennen Besonderheiten jener Bezirke nicht.

Erstmal vorweg: Der Beruf des Postzustellers ist immer noch ein Ausbildungsberuf. Zudem bekommen Aushilfen qualifizierte Einführung, die vier Wochen dauert. Dazu müssen Aushilfszusteller ein dreitägiges Qualitätsseminar absolvieren.

2 Kommentare zu „Nachgefragt: Wo bleibt unsere Post?“

  1. Gut zu wissen, dass es grundsätzlich keinen Rechtsanspruch auf Schadensersatz bei gewöhnlichen Briefen gibt. Mein Onkel möchte ein Paket an seinen Sohn in Österreich schicke. Er schickt ihm niemals Briefe mit besonders prekärem Inhalt per Post, sodass er nie darauf gekommen wäre, von der Post Schadensersatz zu verlangen.

  2. Da sind aber etliche Behauptungen die so nicht zutreffen. Die Menge der vollvezahlten Briefpost mag zurück gehen. Die Menge der Massensendungen ist aber nach wie vor hoch und wird in die Berechnung offenbar gar nicht einbezogen.
    Außerdem heißt es nicht, an 3 Tagen DARF mehr als 8 Stunden gearbeitet werden, sondern es MUSS mehr als 8 Stunden gearbeitet werden. Umd wer seinen zeitlich begrenzten Arbeitsvertrag verlängert haben möchte, stellt besser auch an den restlichen Tagen über die achte Stunde hinaus zu. Schafft man das nicht, muss man sich für jeden Abbruch rechtfertigen, was die Leute zusätzlich unter Druck setzt.
    Es ist unerträglich, dass die Post hier die Verantwortung auf die Zusteller und deren Teamleiter abschiebt, denn dies sind die Leute, die die übergeordneten Stellen seit Jahren auf Missstände und Fehlplanungen hingewiesen haben und stets auf die nächste Bemessung vertröstet wurden oder es würde ihnen geantwortet, ihr Bezirk sei noch zu klein bemessen, obwohl ein erfahrener und in den Bezirk eingearbeiteter Zusteller an den Mengen verzweifelt.

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