Mediothek Krefeld: Von Karo-Boys bis Kamasutra

Blick in die Mediothek Krefeld.
Blick in die Mediothek Krefeld.

Beim Betreten der Mediothek Krefeld habe ich ein Dejà-Vu. Bin ich hier schon mal gewesen? Eigentlich nicht, doch kommt mir alles seltsam bekannt vor. Das liegt vor allem an der guten Arbeit von Martin Kramer, der in den sozialen Netzwerken seine Bücherei lebendig werden lässt – und uns heute mal für eine Privatführung durchs analoge Original zur Verfügung steht.

Endlich lerne ich dabei mal den anderen Karo-Boy persönlich kennen. Martin und sein Kollege haben ein Faible für karierte Hemden. Einen Spleen, aus dem der Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste ein wiederkehrendes Element bei Facebook gemacht hat. Die Fans lieben es, wenn die beiden gemeinsam in Aktion treten. Denn das alles signalisiert Menschlichkeit und macht sympathisch. Ohnehin funktioniert der Blick hinter die Kulissen in den sozialen Medien am besten. So erliegen Kramer und seine Kollegen nicht der Versuchung, die 1001. Geschichte über eine Buch-Neuerscheinung zu posten – stattdessen gibt es zum Beispiel einen Sonnaufgangsservice mit passenden Bildern, Glückwunsch-Postings für die erfolgreiche Auszubildende oder ein Ratespiel, bei dem die Kollegen im Video einen Filmtitel darstellen. Martin Kramers Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – was für den öffentlichen Dienst jedoch ziemlich ungewöhnlich ist.

Van Collectie naar Connectie

Dabei gibt’s jede Menge Themen, noch dazu in einer Bibliothek, die topmodern ausgestattet und eingerichtet ist. Hier passt einfach alles: Die Medienrückgabe-Automaten am Eingang ermöglichen es den Kunden auch abends nach Feierabend sowie am Wochenende Ausgeliehenes zurückzugeben. Dabei spielt der Leihverkehr nicht nur hier sondern auch anderswo eine immer kleinere Rolle. Hat man vor Jahren und Jahrzehnten den Erfolg einer Bibliothek allein an Ausleih- und Nutzerzahlen gemessen, geht es nun um die Aufenthaltsqualität und darum, wie stark eine Bibliothek als Treffpunkt bei den Menschen zieht. Die niederländischen Kollegen haben das in die Formel „Van Collectie naar Connectie“ gegossen – also weg von der Ausleihstation hin zu einem Ort, an dem man Rat und Hilfe bekommt, Gleichgesinnte trifft und soziale Kontakte pflegt.

Daran orientiert sich das Programm der Mediothek Krefeld. Im Azubicenter, das von namhaften Krefelder Firmen gesponsert wurde, finden sich Standardwerke für Auszubildende. Den gleichen Service hält die Bibliothek für Schüler vor, die sich auf ihren Abschluss vorbereiten wollen. Im Haus finden die jungen Leute überdies zahlreiche Internetarbeitsplätze oder offene Räume, in denen sie sich spontan zu Arbeitsgruppen treffen können. Freies W-LAN inklusive – wobei auch hier die Störerhaftung leider unnötig den Gebrauch verkompliziert.

Kamasutra selbst verbucht

Die Zahl der ausleihbaren Medien geht hier wie anderswo tendenziell zurück. Vor allem der Sachbuchbereich findet beim Publikum immer weniger Beachtung. Büchereien wie die in Xanten verzichten deshalb – und sicherlich auch aus Platzgründen – bereits komplett auf diese Sparte. Dafür bleibt mehr Platz für die Präsentation der übrigen Medien. Statt Buchrücken an Buchrücken zu reihen, können auch mal die Cover von vorne gezeigt werden. In Krefeld gibt es zusätzlich Kojen an exponierten Stellen, in die thematische Schwerpunkte einsortiert sind. Beim Thema „Liebesleben“ findet sich auch das Kamasutra, das seit Einführung der Selbstverbuchung zu den am meisten ausgeliehenen Werken zählt.

Eine große Rolle für die Entwicklung und den Bestand der Mediothek spielt übrigens der Verein der Freunde und Förderer. Hier hat mich die optische Präsenz im Eingangsbereich mit Beachflag beeindruckt und auch den Verkauf von einigen schönen Dingen zugunsten des Fördervereins nehme ich mal mit als Anregung für den Verein LesART in Kamp-Lintfort. Der stellt seiner Bibliothek zwar ebenfalls Bestseller zum Verleih zur Verfügung, in punkto Zurschaustellung der Werke kann man aber auch wieder von den Krefelder Kollegen lernen, die einen langen Tisch vom Eingang hinein in die Mediothek zur Präsentation nutzen. So kommt man am Bestseller einfach nicht vorbei!

 

1 Kommentar zu „Mediothek Krefeld: Von Karo-Boys bis Kamasutra“

  1. Jo, die Facebookseite der Mediothek Krefeld ist für mich immer wieder die Referenz dafür, wie man es richtig macht.

    Ich finde es klasse, Rene, dass Du dir das mal vor Ort angeschaut hast und so toll darüber berichtest. Das haben Martin und seine tollen Kolleginnen und Kollegen verdient.

    LG Thomas

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